Junge (12) bei Unfall mit Trecker tödlich verletzt
Der Hof von Bauer Bernd Grewe in Borgholzhausen ist Anlaufpunkt von zahllosen Kindern und Eltern. Dort verbringen die Besucher eigentlich unbeschwerte Stunden und haben Spaß in der freien Natur. Jetzt hat sich ein tragisches Unglück ereignet.
Borgholzhausen. Um 11.41 Uhr geht bei der Polizeileitstelle ein Notruf ein: „Schwerer Unfall: Traktor überrollt Kind“, heißt es kurz und knapp. Sofort brechen zahlreiche Polizisten, Krankenwagen und Feuerwehrfahrzeuge auf. Wenig später folgt der Rettungshubschrauber. Noch ein bisschen zeitversetzt werden Mitarbeiter vom Malteser Hilfsdienst und des Deutschen Roten Kreuzes aktiviert. Sie sollen die Menschen vor Ort und die Angehörigen seelsorgerisch betreuen. Auch damit ist es noch nicht getan. Gegen 13.30 Uhr treffen mehrere Spezialteams der Polizei am Unfallort ein, um den Unfallhergang zu recherchieren und aufzunehmen.
Zu diesem Zeitpunkt gleicht der Erlebnishof von Bauer Bernd Grewe in Borgholzhausen bereits einem Krisengebiet. Die Zufahrt zu dem Gelände an der Bielefelder Straße wird von Beamten abgeriegelt. „Keiner kommt rein und keiner kommt raus“, lautet die Anweisung. Auf dem großen Parkplatz des Geländes stehen ebenso viele private Pkw wie herbeigerufene Notfallfahrzeuge. André Huchtmann, Pressesprecher der Freiwilligen Feuerwehr, informiert, dass „wir mit 35 Mitarbeitern auf dem Hof sind“. Mark Kohnert, Sprecher der Kreispolizeibehörde Gütersloh, ergänzt: „Die genaue Zahl kann ich gar nicht sagen, aber mit einem Großaufgebot.“
Dort, wo sonst Hunderte Menschen Spaß haben und ihre Freizeit genießen, wird an diesem Donnerstagmittag polizeidienstlich ermittelt. Hinter den Parkplätzen signalisiert Flatterband: Zutritt verboten, keinen Schritt weiter. Im Innenhof befragen Beamte Augenzeugen, nehmen Personalien auf. Wieder andere müssen getröstet und umsorgt werden. Etwas weiter in Richtung Ackerfläche versperren drei Notarzt- und ein Planwagen den Blick auf das Unfallopfer. Ein zwölfjähriger Junge aus Borgholzhausen liegt dort. Er soll nach ersten Ermittlungen unter einen Reifen eines über den Hof fahrenden Traktors mit Anhänger geraten sein. Der Traktor wurde von einem 46-jährigen Mann aus Borgholzhausen gefahren. Der Junge wurde sofort notärztlich versorgt. Dennoch erlag er seinen schweren Verletzungen noch vor Ort.
„Welch eine Tragik“, sagt ein Polizist: „Du fährst hierhin, um einen unbeschwerten Ferientag zu genießen, und dann das.“ Ein zweiter ergänzt: „Schrecklicher geht es nicht. Du kommst zu viert als Familie auf den Hof und gehst nur noch zu dritt nach Hause.“
Etwa 200 Kinder waren zu dem Unfallzeitpunkt auf dem Gelände – dazu Eltern, Großeltern, Erziehungsberechtigte. Viele haben von dem Vorfall gar nichts mitbekommen. Sie dürfen das Gelände als Erste verlassen. Etwas später folgen die Augenzeugen. Im Gegenzug erreichen einige Eltern das Gelände, die nicht mit ihren Kindern auf dem Hof waren, diese aber jetzt schnell mit nach Hause nehmen wollen. Mitten auf der Ackerfläche steht das Unfallfahrzeug, der Traktor mit dem Anhänger, einem Güllefass. Mehrere Beamte untersuchen ihn auf Spuren. Sie gehen um das Fahrzeug herum, machen sich Notizen und fotografieren. Ein Polizist inspiziert die Fahrerkabine.
Dem neutralen Beobachter stellt sich unweigerlich die Frage: „Was hat so ein landwirtschaftliches Nutzfahrzeug auf einem Spielgelände mit vielen Kindern und Jugendlichen verloren? Oder umgekehrt: Was haben Kinder und Jugendliche in der Nähe von so einem landwirtschaftlichen Nutzfahrzeug zu suchen? Der Traktor ist Teil einer der Attraktionen bei Bauer Bernd. Mit seinem „Fliegenden Teppich“ begeistert Grewe seine Besucher schon seit vielen Jahren. Bei dem sogenannten „Ackersurfen“ zieht ein Traktor eine große Matte langsam über einen Parcours auf dem Gelände. Der Traktor mit dem Güllefass bewässert zwischenzeitlich die Fahrbahn, damit es an trockenen und warmen Tagen (wie an diesem Donnerstag) nicht zu sehr staubt. Vor sieben Jahren hatte es in der Nachbarschaft Widerstand gegen diese Nutzung des Geländes gegeben. Damals widmete Bauer Grewe diesen Teil seines Geländes kurzerhand um: als „Grünfläche mit der Zweckbestimmung Freizeit“.
Wie der Zwölfjährige in die Nähe des Traktors gekommen und was dann genau geschehen ist, war bis zum Abend Gegenstand der polizeilichen Ermittlungen. Die dauern noch an. Bauer Bernd Grewe spricht von einer „Schockstarre, in der wir uns alle befinden“. Er sei einer der Ersten gewesen, der die Auswirkungen des Unfalls mitbekommen hätte.
Grewe saß bis zum Abend mit der Familie des Jungen zusammen. „Wir kennen uns sehr gut. Der Junge ging bei uns ein und aus. Er war die ganze Woche täglich bei uns.“
Quelle: Haller Kreisblatt